Erinnerungsort "Lager XII" eröffnet

Blick in die Ausstellung Lager XII Dalum

Am 23. Juni fand in Anwesenheit zahlreicher Gäste die Eröffnung des neuen „Erinnerungsortes Lager XII Dalum“ statt, an der auch neun Angehörige ehemaliger KZ-Häftlinge der Emslandlager Dalum und Versen teilnahmen.

Das Lager XII Dalum und auch das Datum der Eröffnung könnten exemplarisch die Geschichte der nationalsozialistischen Emslandlager stehen. Demnach erreichten im Juni 1933 die ersten 90 Häftlinge das frühere Konzentrationslager Börgermoor, im Juni 1938 erweiterte man das Lagersystem auf 15 Lager und auch das Lager XII Dalum entstand, im Juli 1941 kamen die ersten sowjetischen Kriegsgefangenen in Dalum und den benachbarten Stammlagern der Wehrmacht an, denen bis Kriegsende Tausende folgen sollten. Mehr als 20.000 von ihnen starben im Komplex der Emslandlager.

 

Helmut Höke, Bürgermeister der Gemeinde Geeste, ging in seiner Begrüßungsrede auf die Vorgeschichte der Baumaßnahme ein. Er verdeutlichte, dass die Idee des Erinnerungsortes durch Impulse aus der Zivilgesellschaft, der Wissenschaft und der kommunalen Verwaltung entstanden sei. Dies sei ablesbar auch in der Zusammensetzung der Fördermittelgeber aus Stiftungen (Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Sparkassenstiftung, Niedersächsische Bingo-Umweltstiftung, Wisniewsky-Stiftung) und kommunalem Engagement (Land Niedersachsen und Landkreis Emsland) sowie aus Eigenmitteln der Gemeinde Geeste. Ein Zitat des Auschwitz-Überlebenden Noach Flug aus dem Jahre 2010 spiegele diesen Auftrag wider, so Höke: „Die Erinnerung ist wie das Wasser: Sie ist lebensnotwendig und sie sucht sich ihre eigenen Wege in neue Räume und zu anderen Menschen. Sie ist immer konkret: Sie hat Gesichter vor Augen, und Orte, Gerüche und Geräusche. Sie hat kein Verfallsdatum und sie ist nicht per Beschluss für bearbeitet oder für beendet zu erklären.“

 

Der ausführende Architekt Frank Hildebrandt aus Lingen erläuterte die besonderen Herausforderungen in der Sanierung eines denkmalgeschützten Gebäudes aus den 1930er Jahren und dem Komplex der nationalsozialistischen Emslandlager. Insgesamt sei die Instandsetzung des Gebäudes, der Außenanlagen und die Ausstellungsgestaltung weitestgehend im gesteckten Kostenrahmen von 530.000 Euro geblieben – eine Investition, die sehr gut angelegt sei, so Hildebrandt.

 

Reinhard Wenzel aus Dalum berichtete über seine Kindheitserinnerungen der unmittelbaren Nachkriegsjahre an das Lager „Dalum-Erika“ und seinen Impuls, diesen Ort vor dem Vergessen und Verfallen zu bewahren.

 

Ole Blædel, „Zweitzeuge“ aus Dänemark, sprach eindrücklich über die Biografie seines Großvaters, der im Januar 1945 als KZ-Häftling über das KZ Neuengamme nach Dalum kam und in der Umgebung des Lagers sog. Panzergräben von Hand ausheben musste. „Wenn man den Hungertod einmal wirklich erlebt hat, würde man ihn seinem ärgsten Feind nicht wünschen.“ zitierte Ole Blædel seinen Großvater Gert, der überlebte und bis zu seinem Tod 2002 jungen Menschen über diese Zeit berichtete.

 

Martin Koers, Archivar der Gemeinde Geeste und Co-Leiter der Gedenkstätte Esterwegen unterstrich abschließend, dass der neue Erinnerungsort insbesondere ein Ort des Gedenkens an die Opfer der nationalsozialistischen Emslandlager in Dalum, Groß Hesepe, Fullen, Versen, Wesuwe, Oberlangen, Wietmarschen, Alexisdorf und Bathorn sein solle. Er könne als außerschulischer Lernort für Bildungseinrichtungen der Region – in Ergänzung zur Gedenkstätte Esterwegen und weiteren Erinnerungspunkten sowie Kriegsgräberstätten – dienen und Anlaufpunkt für Angehörige ehemaliger Häftlinge und Gefangener sowie historisch und kulturell Interessierte sein.

 

Das Gebäude mit der Dauerausstellung im Inneren sei während der Öffnungszeiten (Sommerzeit 9 bis 19 Uhr und Winterzeit 10 bis 16 Uhr ohne Voranmeldung über eine Telefonnummer neben der Eingangstür zugänglich.

 

Am 25.06. besuchten mehr als 150 Interessierte im Rahmen eines Tages der offenen Tür den Erinnerungsort und nahmen an vier Kurzführungen teil.

2     3 

 

Fotos Gemeinde Geeste

1) Blick in die Ausstellung

2) Förderer und Unterstützer der Maßnahme

3) Außenblick auf den Erinnerungsort Lager XII Dalum