125 Jahre Dortmund-Ems-Kanal: die Schleuse Varloh

Nach nur siebenjähriger Bauzeit eröffnete Kaiser Wilhelm II. am 11. August 1899 den Dortmund-Ems-Kanal (DEK) als ersten der großen Binnenschifffahrtskanäle. Mehr als 200 Brücken, viele Tunnel und Durchgänge, Staustufen, Kanaltore und Schleusen wurden von mehr als 4.000 Arbeitern mit Spitzhacken und Schaufeln errichtet – auf einer Länge von etwa 265 Kilometern.

 

Der Kaiser versprach, dass der Kanal nur der Anfang sei: „So hoffe ich, dass dieses erste Glied, das wir heute eingeweiht haben, im Verhältnis zu dem großen Werk des Ausbaues unserer Wasserstraßen aufgefasst und verstanden werden wird.“ Erste Pläne, das östliche Ruhrgebiet mit der Nordsee zu verbinden, existierten schon seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Der neue Kanal konnte jedoch nicht im vorhergesehenen Maße mit der Eisenbahn beim Transport von Kohle konkurrieren. Stattdessen wurde er zu einem der wichtigsten Transportwege für schwedisches Eisenerz, das über Emden nach Deutschland eingeführt und unter anderem in Dortmund verhüttet wurde.

 

Zwischen Hanekenfähr/Lingen und Meppen vergrößerte und vertiefte man den bereits 1824-1828 ausgehobenen Ems-Hase-Kanal (auch Hanekenkanal oder Emskanal genannt) und integrierte ihn in den neuen Dortmund-Ems-Kanal. In Hanekenfähr blieben noch 560 Meter des alten Kanals und in Meppen 870 Meter sowie die Koppelschleuse in ihrem weitgehend ursprünglichen Zustand erhalten. Auch in

 

 

Geeste-Osterbrock überdauerte ein kurzes Teilstück des Ems-Hase, die ehemalige „Schleuse I im Ochsenbruch“ (im Bereich des früheren ‚Ölhafens‘). Die Schleusenwände zieren zwei Sandsteinplatten mit Staatswappen und den Initialen des Königs von Hannover, König Georg IV. (1820-1830 König von England und Hannover).

Schleuse bei Varloh. Aufmauern der Kammerwänd, 18. Juli 1895

Zur Überwindung des Gefälles zwischen dem Schiffshebewerk Henrichenburg und dem Emder Binnenhafen mussten insgesamt 19 Schleusen gebaut werden, unter anderem die Schleuse Varloh bei Kanalkilometer 158,1 auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Geeste. Diese wurde als Kammerschleuse mit senkrechten, gemauerten Kammerwänden (Schwergewichtsmauer) errichtet, die ein Gefälle von 367 cm, 330 cm und 420 cm aufwiesen. 1894 errichtet und mit Fertigstellung des Dortmund-Ems-Kanals 1899 in Betrieb genommen, war sie 165 m lang, 10 m breit und mit zwei Stemmtoren verschlossen.

Gast- und Schenkwirtschaft von H. Vages, Varloher Schleuse

An zahlreichen Schleusen entstanden, zumeist in Verbindung mit kleinen Gaststätten, sogenannte Kolonialwarenläden, in denen sich auch die Schiffsbesatzungen mit frischen Lebensmitteln, Haushaltsbedarf sowie Produkten wie Kaffee und Tabak versorgen konnten.

Schleuse Varol / Geeste vom Oberwasser, August 1950

1954 baute man parallel zur alten Schleuse eine weitere und breitere Schleusenkammer aus Spundwänden, 153 m lang und 11,84 m breit. Am 25. November 1954 erfolgte die Verkehrsfreigabe dieser Schleppzugschleuse. 2006/07 wurde diese Anlage saniert und auf den neuesten Stand der Technik gebracht: die Schleusenkammer erhielt neue Schiebetore und wurde zur Fernbedienung und -überwachung von der Leitzentrale Meppen eingerichtet.

Heute ist der Dortmund-Ems-Kanal als Teil einer gut vernetzten Verkehrsinfrastruktur eine der bedeutendsten künstlichen Wasserstraßen in Nordwestdeutschland. Auch für den Tourismus spielt er eine wichtige Rolle: 1999 bzw. 2004 eröffneten die Fernradwege Rad-Route Dortmund-Ems-Kanal (abgekürzt: DEK-Route) und EmsRadweg.