Freiwillige für ein Projekt der Erinnerungskultur gesucht

Personalkarte von Nicolaj Ignatjew vorne

„Wer von uns erinnert sich nicht mehr jener langen Leidenszüge von russischen Gefangenen, die sich im Kriege in die Lager des Emslandes ergossen! […] Die Transporte nach Deutschland waren oft mehr als behelfsmäßig, die Lager waren schnell überfüllt. […] Zehntausende von Gefangenen wurden in der Erde des Emslandes bestattet.“ [Emsland-Nachrichten, 6. April 1957]

 

Am 22. Juni 1941 überfällt das Deutsche Reich die Sowjetunion. Bis Kriegsende kommen mehr als drei Millionen sowjetische Kriegsgefangene ums Leben; auch in den Emslandlagern und zahlreichen regionalen und überregionalen Arbeitskommandos sterben zwischen 1941 und 1945 Tausende Kriegsgefangene aus den 15 Teilrepubliken der ehemaligen Sowjetunion. Im Emsland und in der Grafschaft Bentheim zeugen noch heute die jeweiligen „Lagerfriedhöfe“ der Kriegsgefangenenlager Oberlangen, Wesuwe, Versen, Fullen, Groß Hesepe, Dalum, Wietmarschen/Füchtenfeld, Bathorn und Alexisdorf/Neugnadenfeld (heutige: „Kriegsgräberstätten“) von diesem Kapitel der jüngeren Geschichte.

 

Die Namen und Schicksale dieser Kriegsgefangenen waren bislang meist nicht oder nur wenig bekannt. In einem Kooperationsprojekt des Archivs der Gemeinde Geeste mit der Gedenkstätte Esterwegen arbeiten seit 2019 zahlreiche ehrenamtlich tätige „Erfasserinnen und Erfasser“ an diesem Thema. Ziel des Projektes ist es, zu möglichst vielen sowjetischen Kriegsgefangenen detaillierte Informationen zu Biographie, Gefangenschaft und letzter Ruhestätte zu erfassen und zusammenzutragen. Vorrangige Quelle für diese Recherchen ist die Online-Plattform „OBD Memorial“, in der zahlreiche Dokumente digitalisiert vorliegen, darunter Personalkarten (teilweise mit Fotos), Sterbefall-Anzeigen, Grablagenlisten, Verlustmeldungen und Krankenblätter von sowjetischen Kriegsgefangenen.

 

Inzwischen haben die ehrenamtlich Tätigen Informationen zu fast 26.000 sowjetischen Kriegsgefangenen und Tausenden von Arbeitskommandos zusammengetragen, die vor einiger Zeit in einem Online-Gedenkbuch veröffentlicht wurden: memorial.gedenkstaette-esterwegen.de.

 

Dennoch liegen nach wie vor etwa 7.000 Dokumente, vorrangig Personalkarten, vor, die es via Excel zu erfassen gilt. Hierfür sucht das Team um Michael Bradtke und Martin Koers weitere Unterstützung. Interessierte können sich gerne direkt im Archiv der Gemeinde Geeste melden, via eMail ([email protected]) oder auch telefonisch (05937-69-106). Im weiteren Verlauf erfolgt eine entsprechende Einarbeitung und Schulung.